Ethische Richtlinien für Seminare & Kreise
In unseren Seminaren und Kreisen, und in unserer Arbeit im Allgemeinen, tun wir unser Bestes, um sichere, vertrauensvolle Räume zu schaffen, in denen sich jede*r willkommen, einbezogen, geschätzt, respektiert, gehört und ermächtigt fühlen kann. Sich verletzlich zu zeigen und innere Ängste, Konflikte, Traumata, Schmerzen oder Unsicherheiten mitzuteilen und zu integrieren, erfordert tiefes Vertrauen und Offenheit – in sich selbst und in andere. Authentitizät, Offenheit, Verbindung und Vertrauen sind die Grundlagen einer tiefen Gemeinschaftlichkeit und sehr wertvoll und zerbrechlich.
In Anbetracht der tiefen, sensiblen und manchmal herausfordernden Arbeit, die während der Seminare und Kreise geleistet wird, und der Notwendigkeit eines sicheren und traumasensiblen Raums, erklären sich alle Teilnehmer*innen und Seminar- und Kreis(beg)leiter*innen damit einverstanden, sich an die folgenden ethischen Richtlinien zu halten.

- Inklusion: Jede*r ist willkommen, ungeachtet ihres Geschlechts, seiner Herkunft, ihres Glaubens, seiner Hautfarbe, ihres Alters (ab 18 Jahren), seiner Beziehungsstile und -vorlieben, ihrer sexuellen Orientierung oder seiner „Einschränkung“.
- Toleranz und Respekt: Unterschiedlichen Meinungen und Weltanschauungen begegnen wir mit Respekt und Toleranz.
- Gewaltfreie Kommunikation: Während des Seminars streben wir danach, mit liebevoller Achtsamkeit und Respekt zu kommunizieren und uns unsere eigenen Meinungen, Erwartungen, Bedürfnisse, Überzeugungen, Glaubenssätze und Gefühle zu eigen zu machen, ohne sie auf jemand anderen zu projizieren.
- Authentizität: Jede*r wird ermutigt, ihre „Masken“ fallen zu lassen und sich wieder mit ihrem authentischen Ausdruck und Selbst zu verbinden. Vorsätzliche Täuschung, Lügen, Betrug und Manipulation sind Eigenschaften einer sterbenden Kultur und haben in unseren Seminaren keinen Platz.
- Grenzen: Jede*r wird ermutigt, sich über seine eigenen (körperlichen/geistigen/emotionalen) Grenzen im Klaren zu sein und diese zum Ausdruck zu bringen. Diese werden jederzeit respektiert.
- Gegenseitige Hilfe: Wir tun unser Bestes, uns während des Seminars oder Kreises gegenseitig zu unterstützen und anderen ein offenes Ohr oder eine helfende Hand zu leihen, wann immer es nötig ist.
- Nicht-Wissen und Nicht-Urteilen: Während des Seminars oder Kreises begegnen wir einander und uns selbst aus einer Haltung des Interesses, der Offenheit, des Nichtwissens und des Nichturteilens.
- Freie Wahl und freiwillige Teilnahme: Niemand darf gezwungen, genötigt, manipuliert oder anderweitig gedrängt werden – weder physisch, emotional noch verbal – an bestimmten Aktivitäten teilzunehmen.
- Vertraulichkeit: Die Namen und Identitäten der Teilnehmenden werden vertraulich behandelt, und außerhalb des Seminars oder Kreises dürfen keine Informationen weitergegeben werden, die es anderen ermöglichen würden, einen Teilnehmenden zu identifizieren, es sei denn diese Person hat vorher ihr klares verbales Einverständnis dazu gegeben. Dies gilt insbesondere für die Weitergabe von Informationen, Fotos, Audio- oder Videoaufnahmen in sozialen Medien oder online.
- Zustimmung zu Bild-, Video- und Audioaufnahmen: Von niemandem dürfen ohne seine vorherige ausdrückliche (mündliche) Zustimmung Bild-, Video- oder Tonaufnahmen gemacht werden.
- Einverständnis zur Berührung: Niemand darf absichtlich an intimen Stellen oder in sexueller Weise berührt werden, ohne dass die zu berührende Person vorher ausdrücklich ihre mündliche Zustimmung erteilt hat.
- Akzeptanz von Unvollkommenheit: Wir erkennen an, dass wir Erfahrungsräume der Erkundung und des Experimentierens schaffen, und daher sind wir tolerant gegenüber echten Fehlern und Missverständnissen, die während des Seminars oder Kreises auftreten können, insbesondere in herausforderenden Situationen.
Zusätzliche Ethische Richtlinien für Seminar- und Kreis(beg)leiter*innen
- Machtbewußtsein: Unsere Veranstaltungs(beg)leiter*innen sind sich der (potenziellen) Machtungleichgewichte zwischen ihnen und den Teilnehmenden bewusst. Kein Seminarleiter darf seine Machtposition und seinen Einfluss missbrauchen, um sich einen Vorteil gegenüber den Teilnehmenden zu verschaffen oder deren Verhalten für seine eigenen Zwecke zu manipulieren, insbesondere in Bezug auf körperliche oder intime Berührungen.
- Trauma-Sensibilität und -Bewusstsein: Wir leben in einer zutiefst traumatisierten Kultur der Angst und der Trennung, und die meisten, wenn nicht alle, Teilnehmenden haben in ihrem Leben traumatische Erfahrungen gemacht. Unsere (Beg-)leiter*innen sind traumabewusst und führen die Seminare und Kreise mit Sensibilität und Bewusstsein für die Probleme durch, die sich aus traumatischen Erfahrungen ergeben können, sowie für die Risiken einer Re-Traumatisierung.
- Offenheit für konstruktive Kritik: Unsere Seminar- und Kreis(beg)leiter*innen verpflichten sich, offen zu sein für konstruktive Kritik, die ihnen oder dem Seminar oder Kreis gegenüber geäußert wird, zuzuhören und darauf einzugehen, und betrachten sie als Gelegenheit zur Reflexion, Anpassung, Verbesserung und zum Wachstum.
- Verbinder/Vermittler: Leider sind (psychische/emotionale/physische/sexuelle) Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt auch in alternativen und bewussten Gemeinschaften präsent und werden nicht selten von Seminar-/Retreatleitern begangen. Um sichere Räume der Wiederverbindung zu schaffen und die Seminar(beg)leiter*innen zur Rechenschaft zu ziehen, ernennen wir während jedes Seminars eine Verbindungsperson/Mediator*in, deren Aufgabe es ist, sich mit allen potenziellen Problemen zu befassen, die zwischen den Seminarleitenden und den Teilnehmenden auftauchen und nicht im offenen und direkten Gespräch gelöst werden können.
Sollte jemand (absichtlich) gegen diese Richtlinien verstoßen, behalten sich die Veranstaltuns(beg)leitenden das Recht vor, diese Person von der weiteren Teilnahme an bestimmten Aktivitäten auszuschließen. Bei wiederholten oder schwerwiegenden Verstößen gegen diese Richtlinien behalten sich die Seminar- oder Kreisleitenden das Recht vor, die betreffende Person vom Seminar oder Kreis auszuschließen und sie aufzufordern, den Veranstaltungsort zu verlassen. Eine Rückerstattung von gezahlten Gebühren erfolgt in diesem Falle nicht.